Seit ihrem 1998 erschienenen literarischen Debüt, das von Leserschaft und Kritik einhellig gefeiert wurde, gehört Judith Hermann zu den festen Größen der Literaturszene. Die Clara-Fey-Schule hatte sie eingeladen, weil ihre Erzählung „Sommerhaus, später“ zur derzeitigen Abitur-Obligatorik der Deutsch-Grundkurse gehört. Judith Hermann erzählt darin von einer eigentümlichen Beziehung zwischen zwei Menschen, einem Mann und einer Frau, die zwar voneinander angezogen sind, aber nie wirklich zueinander kommen.
Aufmerksam verfolgten die Schülerinnen und Schüler der Q1 und Q2 die Lesung der sympathischen Autorin, die ihrer Geschichte mit klarer Stimme und einfühlsamem Vortrag feine Nuancen verlieh. Nach der etwa dreißigminütigen Lesung stand Judith Hermann im Autorengespräch für Fragen zur Verfügung. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler nahmen die Möglichkeit wahr, die Schriftstellerin eine dreiviertel Stunde lang zur Entstehung ihrer Geschichten, zum literarischen Arbeitsprozess und zu ihrem Leben als Schriftstellerin zu befragen. Es war eindrucksvoll, wie persönlich und mit wie viel Wertschätzung die Autorin den Schülerinnen und Schülern antwortete. Dabei waren viele neue und überraschende Einsichten zu gewinnen, etwa die, dass die Schriftstellerin die Deutungshoheit über ihre Geschichten gerne jedem einzelnen Leser überlässt. Auf diese Weise wurde diese andere Art der Begegnung mit Literatur für alle Beteiligten zu einer großen, anregenden Bereicherung.
Auch nach dem offiziellen Teil nahmen viele Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit wahr, Judith Hermann in kleinen persönlichen Gesprächen weitere Fragen zu stellen oder Bücher signieren zu lassen.
Ein ausführliches Interview mit der Schriftstellerin führte anschließend Franziska Wimmer von der Medien-AG. Dieses exklusive Interview wird im neuen Jahrbuch der Clara-Fey-Schule nachzulesen sein.
Abends fand in der Schule – in Trägerschaft der lit.eifel – eine weitere, diesmal öffentliche Lesung von Judith Hermann statt. Auch bei dieser Veranstaltung ließen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer von ihren Erzählungen begeistern, bevor die Autorin weiterreiste: über Paderborn und Darmstadt nach Italien, um dort, u.a. in Mailand, die italienische Übersetzung ihres vorletzten Buches vorzustellen.
Christoph Leisten
