Studienfahrt des Projektkurses Geschichte nach München/Dachau

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Anstelle eines allgemeinen Berichts hat sich der Kurs dazu entschlossen, die persönlichen Eindrücke eines Kursteilnehmers, die repräsentativ für die Erfahrungen vieler Schülerinnen und Schüler sind, zu veröffentlichen. Diese beziehen sich allein auf den Besuch der Gedenkstätte Dachau.

Schon vor der Studienfahrt habe ich mir Gedanken über Dachau gemacht. Wir haben uns zwar mehrere Dokumentationen über das erste KZ der Nationalsozialisten angesehen und auch viele Informationen zusammengetragen, jedoch war ich mir immer noch nicht sicher, was mich genau erwarten würde.

Als wir dann schließlich im Bus auf dem Weg nach Dachau saßen, habe ich mir erneut Gedanken gemacht. Das erste, was mir auffiel, war die Stimmung im Bus, welche nicht so heiter war wie sonst. Schließlich war uns bewusst, dass in dem damaligen KZ Grausamkeit zum Alltag gehörte und viele Menschen unter demütigenden Bedingungen ihr Leben verloren haben. Ich war mir aber immer noch nicht sicher, was genau mich erwartet.

Als wir schließlich ankamen waren und ausstiegen, machte sich eine Art Spannung in mir breit. Zunächst kamen wir an einer Steintafel vorbei, welche uns den Weg zum Besucherzentrum der heutigen Gedenkstätte Dachau aufzeigte. Nun machten wir uns auf den Weg zum Besucherzentrum, auf dem vielen ihre Anspannung anzumerken war. Andere versuchten durch „Witze“ wiederum ihre Anspannung zu überspielen. Schließlich trafen wir unseren Guide, der uns die nächsten zwei Stunden durch die Gedenkstätte führte.

Zunächst kamen wir an einer Tafel an, welche uns über die Wirtschaftsbetriebe des KZ Dachau informierte. Der Guide berichtete uns über die Nutzung von Dachau als Munitionsfabrik, bevor es zum KZ wurde. Sodann informierte er uns über den Lagerkommandanten Theodor Eicke, welcher das „Lagersystem“ des KZ Dachau etablierte, welches später auch für andere Konzentrationslager übernommen wurde. Außerdem redeten wir über die ersten „Häftlinge“ des KZ, welche hauptsächlich politische Gegner der Nationalsozialisten waren.

Nun gingen wir zu den Überresten eines Transportweges und unser Guide erzählte uns, wie die KZ „Häftlinge“ nach Dachau gebracht wurden. Dabei legte er auch einen besonderen Fokus auf die Situation gegen Kriegsende. Dachau war gegen Ende des Zweiten Weltkriegs komplett überfüllt und die Nahrungsversorgung war noch schlechter als vorher. Der Guide informierte uns über die sogenannten „Evakuierungstransporte“ nach Dachau, welche ein schreckliches Beispiel für die Behandlung der „Häftlinge“ boten. Am Beispiel des Evakuierungstransports aus Buchenwald wurde uns gezeigt, wie grausam und unmenschlich die Situation für die Menschen war. Die Häftlinge wurden in komplett überfüllte Waggons geführt ohne richtige Nahrungsversorgung oder der Möglichkeit Sanitäranlagen in Anspruch zu nehmen. Tausende starben in solchen Waggons.

Daraufhin gingen wir durch das große Haupttor des ehemaligen KZ. Besonders das Eingangstor mit dem berüchtigten Spruch „Arbeit macht frei“ fiel mir ins Auge. Dieser Spruch zeigte mir, mit welchem Zynismus die Nationalsozialisten die “Häftlinge” konfrontierte.

Unsere Gruppe stand kurz darauf auf einem großen „Kiesplatz“, dem Appellplatz, von dem wir einen guten Blick auf verschiedene Gebäude hatten. Der Gästeführer zeigte auf zwei große Gebäude, die die Baracken der damaligen „Häftlinge“ waren. Jedoch waren diese nicht die originalen Baracken, sondern Nachbauten, da die Originalunterkünfte in den 50er Jahren abgerissen wurden. Dann gingen wir in ein anderes großes Gebäude, in das die „Neuankömmlinge“ damals zuerst eingewiesen wurden. Gegenüber war eine große Steintafel angebracht, um die in Dachau ermordeten Menschen zu ehren.

Im Gebäude angekommen, sahen wir eine große Tafel, welche uns das nationalsozialistische Lagersystem während des Krieges zeigte. Anhand dieses Bildes wurde mir noch einmal klar, wie systematisch das NS-Regime seine „Feinde“ bekämpfte und unterdrückte. Das Innere des Gebäudes überraschte mich, da vieles - wie zum Beispiel die Wände - noch im Originalzustand war. Innerhalb des Gebäudes waren viele historische Dokumente ausgestellt. Insbesondere fiel mir eine Meldung der Augsburger „Neuen National-Zeitung“ auf, welche die Eröffnung des KZ Dachau beinahe „feierlich“ beschrieb. Daraufhin kamen wir an einer großen Vitrine an, welche originale Ausweise und Wertgegenstände von den „Häftlingen“ enthielt. Der Gästeführer berichtete uns, dass den „Häftlingen” alle Wertgegenstände abgenommen, die Haare abrasiert und eine Nummer zugeteilt wurde. Außerdem bekamen alle „Häftlinge” eine Art Abzeichen, um ihre jeweilige „Gruppenzugehörigkeit“ (z.B. „politischer Häftling”, Jude oder Homosexueller) zu kennzeichnen. All dies wurde damals einerseits getan, um die „Häftlinge” ihrer Identität zu berauben, andererseits, um die SS und die „Häftlinge“ möglichst weit voneinander zu entfremden, damit die Erniedrigung, das Quälen und das Ermorden von „Häftlingen” einfacher fiel.

Anschließend verließen wir das Gebäude und machten uns auf den Weg zum Krematorium.  Auf diesem Weg kamen wir an verschiedenen Gebäuden, die der Erinnerung dienen, vorbei. U. a. sahen wir die evangelische Versöhnungskirche, die katholische Todesangst-Christi Kapelle und die jüdische Gedenkstätte. Kurz vor dem Krematorium kamen wir auch an einem originalen Stacheldraht und einem Graben vorbei. Der Guide erzählte uns, dass durch diese Absperrung (der Stacheldraht war mit Strom geladen) den Häftlingen eine Flucht unmöglich gemacht wurde und dass die SS-Wachmannschaften willkürlich „Häftlinge” erschossen, von denen sie glaubten, dass diese fliehen wollten.

Jetzt erreichten wir eines der beiden Krematorien. Dieses beinhaltete noch den originalen Verbrennungsofen, in dem die toten „Häftlinge” des KZ Dachau verbrannt wurden. Der Gästeführer erzählte uns, dass das Krematorium gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zu klein für die unzähligen Toten des überfüllten KZs war und deshalb einfach viele Leichen liegen gelassen wurden.

Nachdem wir uns dieses Krematorium angesehen hatten, berichtete uns der Gästeführer von einem weiteren, größeren Krematorium, das wir auch besichtigten. Dieses enthielt Desinfektionskammern, mehrere Öfen, aber auch eine Gaskammer. Der Guide informierte uns darüber, dass diese Gaskammer nie richtig genutzt wurde, ging aber davon aus, dass diese mindestens zu „Probezwecken“ genutzt wurde. Die Gaskammer wurde mit dem Gas Zyklon B betrieben, welches die „Häftlinge“ umbrachte und wurde zynisch „Brausebad“ genannt. Das „Brausebad“ zu betreten, löste ein sehr bedrückendes Gefühl in mir aus, sodass ich dieses auch schnellstens wieder verließ. Außerdem betraten wir noch eine Totenkammer, welche ich aber ebenfalls schnellstens verließ.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Besuch des KZ Dachau bei mir prägende Eindrücke hinterlassen hat. Ich habe unter anderem durch die äußerst informativen Erklärungen des Gästeführers neue Eindrücke gewinnen können und mir die grausame Situation von damals besser vorstellen können. Auch wenn vieles in der Gedenkstätte nicht mehr original ist, hat mich der Anblick des „Tatorts“ dennoch berührt und mich daran erinnert, dass wir, als Jugend, solch eine Situation nicht mehr entstehen lassen dürfen.

Angelos Fritze

 

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