Patenprojekt „Jung&Alt“

Zeit schenken, Dankbarkeit erfahren

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Nach einer zweijährigen Corona-Zwangspause ist in diesem Schuljahr wieder unser Patenprojekt „Jung&Alt“ gestartet, bei dem Schülerinnen und Schüler 1x im Monat Seniorinnen und Senioren im Altenheim besuchen, um diesen Zeit zu schenken.

Zum Start des Projektes gab es eine Informationsveranstaltung für alle Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 9, in der der Ablauf der Patenschaften besprochen und offene Fragen geklärt wurden. Dr. Schacher, Chefarzt der Brabenderklinik in Zülpich, referierte zudem über das Thema „Demenz“, damit die Schülerinnen und Schüler einen kleinen Einblick in typische Denk- und Verhaltensmuster von Demenzkranken erhielten und wie mit diesen umzugehen ist.

Erfreulicherweise konnten wir 21 Schülerinnen und Schüler für das Patenprojekt gewinnen. Anhand von Fragebögen zu den Interessen der Schülerinnen und Schüler suchte Frau Mehnert vom Liebfrauenhof (Sozialer Dienst) dann passende Seniorinnen und Senioren aus und teilte diese zu.

Die Patinnen und Paten besuchen nun seit November 2023 1x pro Monat die Seniorinnen und Senioren im Liebfrauenhof in Schleiden und verbringen gemeinsam Zeit mit diesen. Es werden Geschichten von früher und heute ausgetauscht sowie Spiele gespielt und gemeinsam Rätsel gelöst. Ein Fahrdienst der Caritas Schleiden fährt die Patinnen und Paten anschließend wieder nach Hause.

Eine Patin, war früher selbst Schülerin am Anna-Klara-Haus

Beim gemeinsamen Austausch stellte sich dann heraus, dass Frau Wiertz, eine Bewohnerin des Liebfrauenhofes, die im Sommer ihren 103. Geburtstag feiern wird, früher selbst Schülerin am Anna-Klara-Haus, der Vorgängerschule der Clara-Fey-Schule, war.

Sie erinnert sich gerne an ihre Schulzeit am Anna-Klara-Haus, einer höheren Mädchenschule, die von den Schwestern vom armen Kinde Jesu geleitet wurde, zurück. Die Fächer Französisch und Englisch hatte sie besonders gerne, sodass sie heute noch gerne Scrabble mit englischen Begriffen spielt oder in Ken Follett-Büchern schmökert. Gerne hätte Frau Wiertz auch noch ihr Abitur gemacht, dies war in Schleiden jedoch damals nicht möglich und zudem für Mädchen eigentlich auch nicht vorgesehen. In Neuss machte Frau Wiertz dann noch ihr Einjähriges (etwa die Mittlere Reife) und arbeitete danach bei der Kreissparkasse in Schleiden. Nach der Heirat kümmerte sie sich liebevoll um ihr Kind und heute erzählt sie stolz von Enkeln und vier Urenkeln.

Besonders gerne erinnert sich Frau Wiertz auch noch an ihre Kindheit, in der sie eigentlich immer, sobald die Hausaufgaben erledigt waren, draußen war. Man traf sich mit Mitschülern zum Fangen, Verstecken oder Schlagball spielen. Doch auch die Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus – sie war 18 Jahre alt, als der Krieg ausbrach – sind noch sehr präsent. Zum Beispiel erinnert sich Frau Wiertz daran, dass die SA aufschrieb, dass sie Fleisch beim Juden (aus Mechernich) gekauft hatten oder dass dem Vater die Lehrerlaubnis entzogen wurde, da er nicht in der Partei war.

Auf die Frage, welche Motivation Frau Wiertz hatte, um an diesem Patenprojekt teilzunehmen, äußerte sie, dass sie schon immer eine gute Beziehung zur Jugend hatte und es ihr großen Spaß bereite, mit jungen Menschen zusammen zu sein und sich auszutauschen. Der Austausch zwischen den Generationen sei ein beidseitiger Schatz, den man bewahren sollte.

Stephanie Reuter

 


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